Eine Rezension zum Buch "So sterben wir - Unser Ende und was wir darüber wissen sollten" von Roland Schulz

Roland Schulz nimmt Dich mit auf eine Reise. Auf DEINE Reise. Er zeigt Dir nicht weniger als deinen eigenen Tod. Doch woher will der Autor das wissen? Soll das etwa ein Fantasy-Roman sein? Klar ist: Wer so eine Behauptung aufstellt, der sollte sich seiner Sache auch ganz sicher sein, um nicht den Hohn und Spott der Leser auf sich zu ziehen.

Schulz ist sich seiner Sache sicher. Er betritt mit seinem Buch ein sicheres Terrain, welches er selbst absteckt und begehbar macht. Hierzu hat er sich in die gesellschaftliche Tabu-Szene des Sterbens und der Abwicklung des Todes begeben. Er war für seine Recherchen mehr als nur ein Zaungast an der Friedhofsmauer. Er war dabei! Roland Schulz begleitete für sein Buch Bestatter, Pflegerinnen aus Hospizen und Krankenhäusern, wagte den Blick hinter die Kulissen von Krematorien und schaute Totengräbern über die Schulter. Ärzte und Leichenwäscher standen Ihm in Bezug auf Ihre Arbeit Rede und Antwort. Er scheute sich nicht, auch hier in der ersten Reihe zu stehen.

Herausgekommen ist ein Buch, das die Angst vor dem Unbekannten verschwinden lässt. Denn wer dieses Buch liest, für den ist der Tod keine unbekannte Größe mehr.

Schulz schafft es, einen roten Faden zu spannen, indem er den Prozess des Sterbens und den Übergang in den Tod detailliert beschreibt. Damit es anschaulich bleibt bedient sich der Autor der wohl prominentesten Figur, die man als Autor wählen kann, damit sich auch wirklich jede Leserin und Leser ganz sicher angesprochen fühlt: Er beschreibt den Tod der Person, deren Augen die mit jeder gelesenen Zeile die Wahrheit über das Sterben und den Tod aus der Tabuzone hebt - Deinen Tod.

Das Schöne ist, dass dieses Buch sprachlich immer gut lesbar ist und selbst in technischen Details unterhaltsam und nicht statisch wirkt, wenn er z.B. über Särge, Urnen, Hebebühnen, Computerprogramme für die Friedhofsverwaltung oder darüber schreibt, wie Tote zu tragen sind (und warum!). Hierbei ist Roland Schulz immer pietätvoll und voller Respekt für die Toten und deren Zugehörige.

Besonders empfehlenswert sind ebenfalls das Kapitel „Trauer“ und das Nachwort. Diese Teile runden das Buch ab und vor allem das Nachwort öffnet dem Leser Schulzes Quellen und belegt hiermit die Vertrauenswürdigkeit seiner Recherchen. Schulz verzichtet ganz bewusst auf Fußnoten und beruft sich dabei darauf, dass dieses Buch letztendlich ein Ratgeber und weniger eine wissenschaftliche Abhandlung sein möchte.

Ich empfehle dieses Buch allen, die das Sterben und den Tod erfahren wollen, ohne dafür den Preis des Endgültigen zahlen zu müssen. Als Nebenwirkung sinkt natürlich dabei die Angst vor dem Unbekannten. Auch das kann zu Lebzeiten sicher hilfreich sein.